
Schwangerschaft und
Zahnfleischbluten"Es ist zwar richtig", meint Dr. Dr. Karl Heinz
Löchte, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, "dass die hormonellen Veränderungen
während der Schwangerschaft auch Auswirkungen auf das Zahnfleisch haben. Aber wir
erleben oft erschreckende Stadien von Zahnbettentzündungen bei werdenden Müttern,
die das Zahnfleischbluten während der Schwangerschaft falsch beurteilt und
notwendige rechtzeitige Behandlung deshalb unterlassen haben." Es ist bekannt, dass
die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft das Gewebe des ganzen
Körpers weicher machen, um die Geburt vorzubereiten. Bei vielen Schwangeren ist
deshalb auch das Zahnfleisch weicher, manchmal ist es auch geschwollen, und es
blutet schneller.
Die Zahnärztekammer Berlin hat aus Anlass des
Weltgesundheitstages, der 1998 unter dem Motto "Gesunde Mütter - gesunde Familien"
stand, folgende Empfehlungen für Schwangere zusammengestellt:
1. Gerade
weil das Zahnfleisch auf bakterielle Zahnbeläge jetzt empfindlicher reagiert als
sonst, die Mundhygiene besonders sorgfältig betreiben. Bei - hormonell bedingtem -
geschwollenem Zahnfleisch lieber keine harte, sondern eine weiche Zahnbürste
benutzen.
2. Mindestens alle zwei Monate eine
Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt machen lassen: So können Veränderungen
an Zähnen und Zahnfleisch rechtzeitig erkannt und oft mit geringem Aufwand behoben
werden.
3. Wenn möglich, sich in diesen Monaten öfter als sonst eine
professionelle Individualprophylaxe beim Zahnarzt gönnen (Bakteriologische
Speicheltests und Professionelle
Zahnreinigung), um versteckte und schwer erreichbare Zahnbeläge sorgfältig
beseitigen zu lassen.
4. Schwangere, die erbrechen müssen, sollten nicht
sofort danach ihre Zähne putzen: Der Zahnschmelz ist durch die Magensäure angeraut
und empfindlich. Lieber den Mund mit Wasser spülen und 20 Minuten bis zum
Zähneputzen warten.
5. Bei zusätzlicher Aufnahme von Calcium beachten,
dass sich Calcium- und Fluorid-Ionen fest verbinden! Der Körper kommt an das für den
Schutz der Zähne notwendige Fluorid deshalb nicht mehr so leicht heran.
Calciumtabletten und Fluorid (in Mundspüllösungen, Zahnpasten,
Tabletten) also nicht gleichzeitig anwenden!
6.
Notwendige Zahnbehandlungen müssen auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden -
allerdings wenden die Zahnärzte in der Regel nur die notwendigsten und
unproblematischsten Behandlungsverfahren an. Umfangreichere, nicht akut notwendige
Behandlungen sollten sicherheitshalber auf die Zeit nach der Entbindung verschoben
werden.
7. Gesunde Ernährung heißt nicht nur viel frische Vitamine und
Mineralstoffe, sondern auch zahnschonende Ernährung: Möglichst wenig zuckerhaltige
Lebensmittel! Wenn die Lust auf Schokolade groß ist: Süßes lieber auf einen Rutsch
essen und nicht über den Tag verteilen (oder auf Süßwaren mit dem Zahnmännchen
zurückgreifen - die sind zahnschonend). Das gilt nicht nur für die werdende Mutter,
sondern auch später für ihr Kind.
8. Karies ist eine
Infektionskrankheit - das Kind erwirbt die kariesfördernden Bakterien
(Mutans-Streptokokken) zum Beispiel dann, wenn Eltern oder andere Betreuer das
Milchfläschchen am Sauger vorkosten oder den Schnuller sauberlecken. (Siehe dazu
auch den Artikel: "Karies ist ansteckend".)
In der Zahnarztpraxis erfährt
man, wie man sich am besten verhält, um das Kind so lange wie möglich vor den
zahnschädigenden Bakterien zu schützen.
9. Schon jetzt dran denken:
auf keinen Fall gezuckerten Tee, Fruchtsäfte oder Milch mit Honig zum
Dauernuckeln geben - besser sind selbstgemachte ungezuckerte Tees oder
einfach abgekochtes Wasser. Erschreckend viele Kinder leiden an Nuckelflaschenkaries
und haben anstelle weißer Milchzähnchen nur noch verfaulte braune Stummel im
Mund.
10. Schon der erste Milchzahn muss geputzt werden
- am besten mit einem Wattestäbchen oder mit einem weichen Tuch.
Eine
Anregung zum Schluss: Niemand kommt als Zahnputzweltmeister auf die Welt. Eltern
sollten sich deshalb in der Zahnarztpraxis zeigen lassen, wie man richtig seine
Zähne putzt - und das von Anfang an mit ihren Kindern zusammen üben. Gemeinsame
Rituale, dazu gehört auch das abendliche Zähneputzen, fördern nachweislich das
Gefühl von Zusammengehörigkeit und Geborgenheit.
|